Offene Bodenstellen verschwinden von ganz allein, wenn man es zulässt und den Beweidungsdruck wegnimmt….
Anstatt teures Saatgut zu kaufen – so wie ich auch den Fehler gemacht habe – sollte man einfach auf die Kraft der Natur setzen und Pionier- bzw. Ruderalvegetation zulassen. In der Lichterfelder Weidelandschaft ist beispielsweise die Schaffung von offenen Bodenstellen durch punktuelle Überbeweidung, dann das wegnehmen des Beweidungsdruckes und das Fördern von artenreichen Pionierfluren sogar das ausgesprochene Naturschutzziel. Gehölze oder bestimmte Bereiche, die geschont werden sollen, werden ausgezäunt. Kothaufen werden an der einen Stelle weggenommen und an der anderen Stelle konzentriert, um einerseits magere Standorte mit konkurrenzschwachen Arten und andererseits Disteln, Kletten und Brennnesseln zu fördern. Auf diese Weise hat Anne Loba mit ihrer Reitgemeinschaft Holderhof ein artenreiches Mosaik geschaffen und die Vielfalt an Pflanzen, Insekten, Vögeln etc. geben ihr Recht:
- 450 Arten Gefässpflanzen
- 260 Arten Stechimmen
- 290 Arten Schmetterlinge
- 26 Arten Heuschrecken
- 58 Brutvogelarten
Für ihr besonderes Engagement hat Anne Loba 2017 den Berliner Naturschutzpreis erhalten.
Bei uns gibt es auch einige Bereiche, an den es zu punktueller Überbeweidung kam. Wenn auch nicht als Naturschutzziel, sondern schlichtweg, weil dort Heuraufen standen und die Pferde aufgrund eines kranken Pferdes konzentriert werden mussten.




Was zunächst von allein wächst, (wenn man die Pferde auf eine andere Fläche stellen kann) sind vor allem trittresistente Arten wie Vogelknöterich und typische Pionierarten wie Portulak, Weißer Gänsefuss, Wegrauke, Küstenkamille, Kanadisches Berufkraut und leider auch Graukresse. Aus einjährigen Ruderalfluren entwickeln sich von Natur aus mehrjährige Staudenfluren, die auch ziemlich arten- und vor allem blütenreich sind. Dazu gehören unter anderem Acker-Kratzdistel, Rainfarn, Schafgarbe, Brennnessel, Sauerampfer, Kanada-Goldrute, Wilde Möhre, Ochsenzunge, Wegwarte und Johanneskraut.



Wenn man der Sukzession weiter freien Lauf lassen würde, entwickeln sich diese Flächen weiter zu artenarmen Dominanzbeständen aus Landreitgras, Kanada-Goldrute oder Brennnessel – je nachdem, wer Oberwasser gewinnt. Und letztlich würden erste Gehölze und schließlich Wald aufwachsen….
Das lassen wir natürlich nicht zu, sondern wir werden diese Fläche mulchen, auch wenn es schmerzt um all der Tagfalter, Heuschrecken & co. Aber als Kompromiss lassen wir besonders schöne, blütenreiche Ecken mit Kamille, Schafgarbe, Disteln, Kletten etc. stehen, schon allein als Nektarquelle und als wichtige Struktur für Überwinterungsstadien der Insekten. In diesen Bereichen muss dann die Graukresse per Hand raußgerissen werden. Und wenn diese Fläche in einigen Wochen wieder nachgewachsen ist, können die Pferde wieder rauf….