Unsere Pferde haben heute ihre „klassische Nikolaus-Entwurmung“ bekommen…
Aus Naturschutzgründen möchte ich unsere Pferde nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich entwurmen. Ob wir dabei alles richtig machen, weiß ich auch noch nicht. Aktuell kann ich nur beschreiben, welchen Weg wir dabei beschreiten. Um das Grundwasser und den Boden nicht zu belasten und vor allem die Dungkäfer nicht zu beeinträchtigen versuchen wir möglichst selektiv zu entwurmen, d.h. nur nach Befund durch Kotproben.
»Dung- und Mistkäfer gehören zu den am stärksten bedrohten Gruppen unter den Insekten.« Ungefähr 40 Prozent der Dungkäfer sind ausgestorben oder stark gefährdet. Die Hauptursache ist die Anwendung von Parasitenmitteln, vor allem mit dem Wirkstoff Ivermectin. Mit dem Rückgang der Dungkäfer werden auch insbesondere die Nahrungsressourcen für Vögel, Amphibien, Reptilien und Fledermäuse reduziert. Und da es kaum noch Weidehaltung in Deutschland gibt, haben Pferdehalter eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Biodiversität, aber auch die Chance einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten.
Aus diesem Grund sollten Wurmkuren nicht unbedacht mehrmals im Jahr gegeben werden. Vor allem im Frühjahr, wenn Vögel die Dungkäfer brauchen, um ihre Jungen zu füttern ist eine Wurmkur-Gabe fatal.
Aber jetzt im Winter haben wir eine Wurmkur gegeben, um auch die Entwicklung der Dasselfliege zu unterbrechen, die ihre Eier im Sommer bevorzugt an den Vorderbeinen der Pferde ablegen. Von hier werden sie durch das Maul durch lecken und kratzen aufgenommen, gelangen in den Magen, entwickeln sich weiter und können dabei das Pferd gesundheitlich schädigen.
Da es auch im Winter aktive Dungkäfer gibt und um die Weiden nicht mit dem Wirkstoff zu kontaminieren, haben wir die Pferde relativ eng gekoppelt, um in den nächsten Tagen alle Pferdeäppel ordentlich absammeln zu können. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass die Pferde überlebende Würmer nicht wieder aufnehmen können. Der Wirkstoff lähmt die Würmer, die sich nicht mehr an den Schleimhäuten des Magens festhalten können und mit dem Kot ausgeschieden werden. Da die Würmer zunehmend resistent gegen Wurmkuren sind, überleben es einige Individuen. Nicht mehr prophylaktisch zu entwurmen, um Resistenzen zu vermeiden, sondern Pferde selektiv oder strategisch zu behandeln, ist sogar Haltung und Empfehlung der FN.
Schon vor zwei Wochen wurde in Vorbereitung auf die Wurmkur ein Teil der Weide abgetrennt und sauber abgeäppelt. Heute haben wir die Heuraufen und einen IBC-Container mit Wasser dorthin gestellt. Nun müssen die Pferde für ein paar Tage auf die weitläufgen Koppeln, die wir ihnen sonst zur Verfügung stellen, verzichten. Diese Fläche soll dann vollständig von Pferdeäppeln befreit werden.


Alle Flächen mit insgesamt fast neun Hektar Größe können schlichtweg nicht abgeäppelt werden, so dass wir im Winter nur die Bereiche um die Heuraufen sauber halten. Aber auch aus den oben genannten Gründen, zum Wohle der Dungkäfer sollen nicht alle Pferdeäppel entfernt werden. So versuchen wir einen Kompromiss zwischen Pferdegesundheit und dem Erhalt der Artenvielfalt zu finden. Neben dem regelmäßigen Abäppeln von Pferdeweiden, der Umtreibsweide und extensiven Haltung wird beispielsweise auch ein Mähen oder Mulchen von Geilstellen im Frühjahr empfohlen. Dadurch würde man die Larven der Würmer, die am Grashalm darauf warten, von den Pferden aufgenommen zu werden, reduzieren. Aber dadurch würde man gleichzeitig die Überwinterungsstadien von Insekten und ggf. Gelege von Wiesenbrütern zerstören.
Aber ich habe die Hoffnung durch eine relativ extensive Haltung von aktuell acht Pferden, dem häufigen Umkoppeln und dem Abäppeln an den Heuraufen den Parasitendruck insgesamt gering zu halten. So wenig wie möglich und so viel wie nötig zu entwurmen soll dabei die Pferdegesundheit und gleichzeitig die Artenvielfalt erhalten. Ich werde weiterhin regelmäßg Kotproben sammeln und bin gespannt, ob man auf Wurmkuren weitgehend verzichten kann….
Ein Kommentar zu “Wurmkur”