Tagfalter Monitoring II

Der Frühling ist im vollen Gange und es wurde Zeit, endlich mit den Begehungen auf dem Tagfalter-Transekt zu beginnen…

Die Vegetation ist zwar noch etwas dürftig, derzeit blühen nur wenig Arten wie beispielsweise Rote Taubnessel, Löwenzahn, Gundermann oder das Frühling-Hungerblümchen. Dennoch sind Bienen, Hummeln und Tagfalter unterwegs und ich habe gestern meine erste Begehung auf dem Tagfalter-Transekt gemacht. Die relativ geringe Ausbeute waren ein Tagpfauenauge, zwei Grünader-Kohlweißlinge und ein Reseda-Weißling. Die Grünader-Kohlweißlinge haben an den Blüten der Felsenkirsche genascht und der Reseda-Weißling an einem Hungerblümchen.

Das Tagpfauenauge war eigentlich immer eine häufig vorkommende Art, es besiedelt Offenland bis Waldränder, Siedlungen, Gärten oder Parkanlagen und die Raupen ernähren sich von Brennnesseln. Aber heute sieht man selbst solche „Allerweltsarten“ wie das Tagpfauenauge oder Weißlinge nicht mehr sehr häufig und freut sich schon über jeden Falter…

Dieses Phänomen, dass wir den Artenschwund und die Veränderungen in der Landschaft kaum wahrnehmen nennt man in der Ökologie Shifting Baselines. Wir bemerken es nicht, weil wir uns nicht mehr daran erinnern oder es selbst nicht erlebt haben, „wie es früher war„. Unser Horizont reicht dafür nicht aus und wir gewöhnen uns an das hier und jetzt. Es gibt nur wenig Erfassungen mit langen Datenreihen, die uns die Wahrheit vor Augen führen wie die Erkenntnisse des Entomologischen Vereins Krefeld e.V. 1905. Die Krefelder haben 2017 mit ihrer Studie Medien und Politik zumindest ein wenig wach gerüttelt und das Insektensterben zum Thema gemacht. Wobei diese Erhebungen auch „erst“ 1986 begonnen haben – ausschließlich in Naturschutzgebieten. Für die „Normallandschaft“ gibt es nichts vergleichbares. Wir können uns schlichtweg nicht vorstellen, wie es bespielsweise vor 100 Jahren oder mehr war, als es noch keine industrielle Landwirtschaft und Pestizide gab. Wir können es anhand der Landschaftsmalerei höchstens erahnen….

Tagfalter-Transekt (im April natürlich noch etwas kahl)
Gemälde des französischen Impressionisten Claude Monet (1840–1926)

Nun muss man bei unseren Weiden auch dazusagen, dass sie nicht besonders artenreich sind und damit auch keine große Insekten- oder Faltervielfalt erwarten lassen. Da ist noch viel Luft nach oben und ich hoffe, dass die Flächen perspektivisch noch artenreicher werden. Wer die Möglichkeit hat im Rahmen einer Grünland- oder Ackerbewirtschaftung etwas für die Artenvielfalt zu tun, findet hier einen sehr guten Artikel zur Umsetzung. Anregungen, wie jeder im Garten oder auf dem Balkon etwas für Insekten tun kann, findet man beispielsweise hier.

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