Hecken

Hecken haben einen hohen ökologischen Wert als Lebensraum und Nahrungsgrundlage für viele Artengruppen wie beispiesweise Insekten oder Vögel sowie für den Biotopverbund, vor allem in der „ausgeräumten“ Agrarlandschaft.

Nach dem empfehlenswerten Buch „Hecken – Lebensräume in Garten und Landschaft“ von Uwe Westphal gibt es in Feldhecken ca. 800 Käferarten, über 100 Schmetterlingsarten, unzählige Wildbienen, Wespen, Mücken, Fliegen, Zikaden, Heuschrecken, Spinnen und über 50 Vogelarten. Typische Heckenbrüter sind beispielsweise Neuntöter, Sperbergrasmücke, Mönchsgrasmücke, Klappergrasmücke, Gartengrasmücke, Goldammer, Nachtigall oder Zilpzalp.

Auch die Früchte dorniger Sträucher wie Hagebutten sind sehr beliebt bei vielen Tiergruppen und vor allem sehr gesund, auch für Pferde. Und wenn solche Gebüsche randlich von Weidetieren beknabbert werden, bilden sie ein undurchdringliches Gestrüpp und bieten auf diese Weise vielen Tieren Deckung, Versteck- sowie Nistmöglichkeiten.

Aber warum bieten Hecken eigentlich so vielen Arten einen Lebensraum? Ursprünglich haben große Pflanzenfresser wie Wildpferd, Auerochse, Wisent & co. unsere Landschaft mitgestaltet. Dabei haben sich vor allem mit Dornen bewehrte Gehölze wie Wildrosen, Schlehen, Weißdorn, Brombeere oder Wildbirne in den Weidelandschaften durchgesetzt. Teilweise bilden sie Gebüschinseln und in hier können sich widerum Bäume etablieren (siehe Schema zur Vegetationsabfolge aus Bunzel-Drüke et al. 2008). Die Bäume können zu stattlichen Solitärbäumen heranwachsen und irgendwann stirbt das Gebüsch im Schatten ab. Und so besteht eine Weidelandschaft aus einem räumlichen und zeitlichen Mosaik aus offenen Trittstellen, Weiderasen, Krautsäumen, verschiedenen Stadien der Verbuschung, Solitärbäumen (v.a. Eichen) bis hin zu Waldinseln. Dieser reichhaltige Baukasten der Natur wurde mancherorten noch durch Tümpel, Flüsse, Überschwemmungen, Feuer, Bibertätigkeiten und viele weitere Elemente ergänzt.

Und daran ist ein Großteil unserer heimischen Flora und Fauna angepasst. Viele Arten haben nach der Ausrottung der großen Pfanzenfresser geeignete Ersatzhabitate in der vom Menschen geformten Kulturlandschaft gefunden, zumindest bis zur Einführung der geregelten Forstwirtschaft und der industriellen Landwirtschaft.

Heute bleibt uns aus dem ehemals gut bestückten Baukasten der Natur oft nur noch das „Werkzeug“ der Gebüsche in Form von angepflanzten Hecken als Lebensraumstruktur. Aber wer Weideland und auch die Möglichkeiten hat, könnte Bäume und Sträucher wieder mehr fördern, beispielsweise durch partielles Auszäunen, dem Verzicht auf Mulchen von Weideresten oder durch ein gezieltes Anpflanzen von gebietsheimischen Gehölzen. Ideal wäre dabei die Anlage einer mehrreihigen Hecke oder einer Baumreihe am Paddock, am Reitplatz oder entlang eines Trails.

Bäume und Sträucher haben außerdem viele Vorteile für Pferd und Mensch: ein angenehmeres Mikroklima (vor allem im Sommer bei extrem hohen Temperaturen), Sonnenschutz, Windschutz, Erosionsschutz, gesunde Snacks in Form von Früchten und Zweigen.

Und so haben wir auch eine Wildrosenreihe am Reitplatz angelegt und dabei folgende Arten verwendet:

  • Wildrosen (Rosa canina, R. corymbifera, R. rubiginosa, R. tomentosa, R. elliptica, Hagebutten enthalten viel Vitamin C, über 100 phytophage Insektenarten profitieren)
  • Weißdorn (Crataegus monogyna, Früchte sind gesund, vor allem für das Herz-Kreislaufsystem, über 300 phytophage Insekten)
  • Roter Hartriegel (Cornus sanguinea, die Blüten sind eine Bienenweide und ich finde einfach die Färbung schön, vor allem im Herbst ;-))

Es hat übrigens unheimlich viel Spaß gemacht, die Sträucher zu pflanzen und es erdet ungemein. Dieses Bedürfnis im Frühjahr in der Erde zu wühlen und etwas anzupflanzen scheint ebenso fest in uns verankert zu sein, wie das Bedürfnis Tiere zu versorgen.

Und wenn man die Möglichkeit hat, Gehölze zu pflanzen, ist es aus naturschutzfachlicher Sicht wichtig, gebietsheimische Gehölze zu pflanzen. So lockt beispielsweise der im Garten beliebte Schmetterlingsflieder (Buddleja spec.) zwar viele Schmetterlinge an, aber an ihm können sich keine Raupen entwickeln. Dagegen bietet Schlehe (Prunus spinosa) 126 Schmetterlingsarten eine Nektar- und Raupenfutterquelle oder Brombeere immerhin 77 Schmetterlingsarten. Oder der Zitronenfalter, einer der ersten Falter im Frühjahr: seine Raupen fressen nur am Laub vom Faulbaum (Frangula alnus) oder Kreuzdorn (Rhamnus cathartica).

Falls jemand Lust bekommen hat, Bäume und Sträucher zu pflanzen, dem seien die zahlreichen Tipps des NABU, das oben genannte Buch über Hecken oder auch der Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehölze empfohlen.

Es gibt nichts gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)

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