Ich hatte schon in den letzten beiden Jahren den Eindruck, dass es im Frühjahr überdurchschnittlich viel Frühlings-Greiskraut (Senecio vernalis) gibt. EineTheorie für diese starke Ausbreitung ist, dass die Grasnarbe durch die trockenen Jahre so lückig geworden ist, dass vor allem ephemere Pflanzen, also einjährige Acker-(Un)-Kräuter wie eben das Frühlings-Greiskraut oder auch der (ungiftige), rosa blühende Reiherschnabel (Erodium cicutarium) gute Keimbedingungen vorfinden, wenn es im Frühjahr regnet.
Aber dieses Jahr „sehe ich nur noch gelb„, vor allem an Straßenböschungen, auf sandigen Brachen und auch auf Pferdeweiden…
Das Frühlings-Greiskraut ist ein Korbblütler (Familie Asteraceae) mit gelben Zungen- und Röhrenblüten, oft rötlich angelaufenem Stängel und spinnenweb-artig behaarten Blättern. Wie alle Kreuzkräuter (Gattung Senecio) enthält es Alkaloide, also ein Gift, dass auf Dauer die Leber schädigt.


Ich bin froh, dass wir auf einer unseren Flächen schon in den letzten beiden Jahren Maßnahmen wie Mulchen und Rausreißen per Hand ergriffen haben. Denn es gibt eine Hoffnung: wenn man den Samenaustrag dieser einjährigen Kräuter verhindert, verringert man die Samenlast im Boden für das kommende Jahr und vermeidet die weitere Ausbreitung durch Wind. Dabei sollte man möglichst früh – vor der Büte – mulchen, weil das Frühlings-Greiskraut wohl in der Lage ist, ihre Samen noch nachreifen zu lassen.



Es ist natürlich frustrierend, wenn man großflächig Frühlings-Greiskraut auf seinen Flächen hat und es unmöglich ist, alles per Hand rauszureißen. Bei unseren kleinen Flächen ist das noch mit ein paar Helfern machbar, weil es bislang nur auf ca. einem Hektar neu eingerichteter Weide vorkommt. Es lässt sich auch sehr gut per Hand rausziehen, da es kaum ausgebildete Wurzeln hat und der Boden aktuell noch gut feucht ist.
Was aber völlig nach hinten losgehen kann, ist Gift zu spritzen oder ein kompletter Umbruch mit Neueinsaat. Bei uns kommt das ohnehin nicht in Frage. Zum Einen sind wir bio-zertifiziert und zum Anderen bräuchte man eine Ausnahme-Genehmigung für einen Grünlandumbruch.
Außerdem schafft man dadurch ein noch größeres Saatbett für genau solche ein- bis zweijährigen Arten der nährstoffreichen, ruderalen Pionierstandorte bzw. für Acker-Unkräuter. Es gibt kein selektiv wirkendes Gift gegen Frühlings-Greiskraut, man würde damit alle krautigen Pflanzen auf der Weide vernichten und noch mehr kahle Stellen schaffen.
Das Ziel sollte eher (wie auch beim Jakobs-Kreuzkraut und der Graukresse) sein:
- eine gesunde Grasnarbe schaffen
- ein standortangepasstes Grünland etablieren
- Überbeweidung vermeiden