Friedrich

„Der Einsame Baum“ (Caspar David Friedrich 1822)

In der Schule fragte mal unser Lehrer, welcher Baumart wir welchen Namen geben würden und ich sagte, ich würde eine Eiche Friedrich nennen – nachdem Maler Caspar David Friedrich (1774-1840). Ich liebte seine Gemälde und vor allem die Art, wie er alte Eichen malte. Damals wusste ich natürlich noch nicht, um den naturschutzfachlichen Wert einer alten Eiche, ich fand sie einfach schön. Und mir war noch nicht klar, dass er mit seinen Gemälden Zeugnisse hinterlassen hat, wie Landschaften vor der industriellen Agrarwende ausgesehen haben, ich fand sie einfach schön…

Eine Eiche braucht Licht, Platz und Zeit, um ihr ganzes Potential als ästhetisches Landschaftselement, Biotop und Schattenspender zu entwickeln. Lichte Eichenwälder gehören zu den artenreichsten Biotopen Europas und alte (Hute-) Eichen bieten unter allen Baumarten den meisten Insektenarten einen Lebensraum mit allein 179 Großschmetterlingsarten und über 500 holzbesiedelnden Käferarten. (Bunzel-Drüke et al., Naturnahe Beweidung und NATURA 2000)

Eine Eiche bietet für mehr Arten einen Lebensraum als jeder andere einheimische Baum, darunter dreihundert verschiedene Flechten und eine atemberaubende Zahl wirbelloser Tiere, außerdem liefert sie Futter für Vögel wie Waldbaumläufer, Kleiber, Trauerschnäpper, Buntspecht, Kleinspecht und verschiedene Meisenarten, die in den Höhlen und Spalten des Baumes oder auf seinen gespreizten Ästen nisten. Fledermäuse schlafen in alten Spechthöhlen, unter lockeren Rindenstücken oder in winzigen Spalten.“ (Isabella Tree, Wildes Land)

Deshalb ist mir der Erhalt und die Förderung von Eichen ein besonderes Anliegen. Und das ist theoretisch ganz einfach, denn Eichen etablieren sich vor allem in Weidelandschaften, neben und vor allem IN dornigen Sträuchern wie Schlehe, Weißdorn, Hundsrosen oder Brombeeren. Aber natürlich nur auf extensiv genutzten Weiden mit dem Verzicht auf eine maschinelle Nachpflege (Stichwort: „mulchen von Weideresten“). Wenn man seine Flächen nicht so extensiv nutzen kann, ist es auch hilfreich, Teilbereiche auszuzäunen und abzuwarten, dass der Eichelhäher Eichen pflanzt.

Und für unsere Pferde sind die Eichen Unterstand bei Regen, Hitze und ihre Blätter sowie die Eicheln eine willkommene Nascherei. Im Herbst, bei den ersten Frösten, wenn das Gras vermehrt Zucker einlagert, soll die Gerbsäure in den Eicheln sogar den erhöhten Fruktangehalt ausgleichen können.

Eine noch schönere Variante Eichen oder auch andere Gehölze zu fördern, ohne überall Zäune zu bauen, ist die Anlage von Haufwerken als Schutzmantel vor dem Verbiss und dem Schälen. Bei uns ist das beispielsweise Kronenabraum der mittlweile abgängigen und teilweise schon umgestürzten Pappeln. In den Pappelreihen haben sich bereits seit vielen Jahren Eichen etabliert, die jedoch durch die Pferde geschält wurden und deshalb geschützt werden mussten. Denn sie sind die Schattenspender der Zukunft, wenn die Pappeln längst abgestorben sind.

Solche Totholzhaufen bieten außerdem Insekten, Reptilien, Kleinsäugern wie Igel, Marder & co. Unterschlupf, Winterhabitat und sind Brutplatz sowie Ansitzwarten für Vögel.

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