Jakobs-Kreuzkraut

Na wunderbar, noch so ein Kandidat…

Obwohl ich letztes Jahr alle Rosetten des Jakobs-Kreuzkrautes rausgezogen habe, zumindest die ich gesehen habe, hat sich mindestens die doppelte Menge mit schönen Blüten und durchaus vielen Schmetterlingen daran etabliert. Nun möchte ich mich ja an Artenvielfalt auf unseren Weiden erfreuen und jede Blüte ist für Insekten willkommen in unserem sonstigen Einheitsbrei aus Glatthafer, Kanada-Goldrute und Landreitgras. Aber müssen es ausgerechnet Graukresse, Frühlings- und Jakobs-Kreuzkraut sein, die für einen Blühaspekt sorgen?

Wir haben diese Fläche vor zwei Jahren neu eingerichtet, d.h. einen eingewachsenen Wildzaun abgebaut, einen Weidezaun aufgebaut und Müll sowie Schläuche einer Tröpchenbewässerung abgesammelt. Da die Fläche erst in Form einer Gärtnerei genutzt wurde und dann jahrelang brach lag, ist sie eigentlich nicht als Grünland oder Pferdeweide geeignet. Sie konnte bislang nur gemulcht werden, im Wechsel wegen Graukresse, Frühlings-Greiskraut, Graukresse, Frühlings-Greiskraut usw.

Aber zumindest ein Teil mit Landreitgras und Kanada-Goldrute kann beweidet werden und ich dachte, ich falle hinten über, als ich sah, dass sich in diesem Teil ausgerechnet das Jakobs-Kreuzkraut breit macht. Noch ist die Anzahl an Individuen überschaubar und lässt sich schnell per Hand rausziehen. Es kam ein 80 Liter Müllsack mit Jakobs-Kreuzkraut zusammen, aber mehr sollte es nicht unbedingt werden. Wie schon letztes Jahr beschrieben, muss die Strategie hier ganz klar lauten: Wehret den Anfängen!

Gleichzeitig möchte ich dafür plädieren, nicht in völlige Panik zu verfallen, es ist weder notwendig, die ganze Fläche zu mulchen, noch irgendein Gift zu spritzen, so lange es sich um Einzelexemplare handelt. Ich werde oft gefragt: „Na fressen die Pferde das denn?“ Da kann ich ich nur mit einem eindeutigen JEIN antworten. Nach meiner Beobachtung auf anderen Pferdeweiden, auf denen Assan bislang stand, wurde das Jakobs-Kreuzkraut bis in den Hochsommer gemieden, konnte aussamen und wurde dann doch gefressen, wenn alles andere abgenagt war… Das befördert die Ausbreitung natürlich noch, zumal Jakobs-Kreuzkraut auch sehr trittresistent ist.

In dieser Zeit hatte Assan auch schlechte Leberwerte. Aber es ist eben wie mit Alkohol und das ist es ja, was in den Kreuzkräutern drin steckt (Alkaloide): Die Dosis macht das Gift, jeder verträgt andere Mengen und wieviel Kreuzkräuter müssen Pferde fressen, bis sich die Leber nicht mehr regenieren kann? Dass sich Alkaloide ansammeln und nicht mehr abgebaut werden, kann ich nicht bestätigen, denn Assans Leberwerte haben sich wieder verbessert, als er auf einen anderen Hof kam.

Viele Pferde werden importiert, kennen die Pflanzen hier nicht, werden hin- und hergestellt, wachsen in der Regel nicht in Herden auf vielfältigen Weiden auf, leben nicht in Familienverbänden. Sie haben somit keine Chance sich ein traditionelles Wissen über ihren Lebensraum, seine Ressourcen und welche Pflanzen giftig sind etc. anzueignen. Und dann staunt man immer wieder, wie ursprünglich unsere Hauspferde dann doch sind und ich bin davon überzeugt, dass sie in der Wildnis überleben könnten, wenn man alle Zäune aufmacht. Pferde meiden in der Regel Giftpflanzen, wenn sie genug Auswahl haben und wenn sie doch mal hier und da naschen, muss man sich keine Sorgen machen, dass sie davon gleich tot umfallen.

Aber im Blick sollte man die Giftpflanzen schon haben, ihre Ausbreitung verhindern und lieber für ein artenreiches Grünland sorgen, dass auch für die Pferde gesünder ist:

  • Angepasstes Weidemanagement mit einer Vermeidung von Unter- oder Überbeweidung, beispielsweise in Form einer Umtriebsbeweidung
  • Mischbeweidung, beispielsweise mit Rindern (anderes Fraßverhalten)
  • Pflegemahd von Teilflächen
  • Aushagerung zur Förderung von Artenvielfalt durch Beweidung und/oder Mahd
  • keine Düngung, denn Stickstoffeinträge gibt es schon genug aus der Luft

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