Ein Jahr mit Kühen

Vor einem Jahr sind die beiden Fjällrinder Finola und Lenia bei uns eingezogen. Damals war noch nicht klar, ob sie ein Teil der Herde werden und wie die Pferde mit den Rindern umgehen. Ich habe mir vor allem Sorgen gemacht, dass sie einen Tritt abbekommen könnten.

Aber es hat wunderbar geklappt und die beiden Schönheiten gehören nun einfach dazu. Die Integration wurde schrittweise durchgeführt und bereits in dem Beitrag Finola und Lenia beschrieben. Hier ein paar Eindrücke des Zusammenlebens mit den Pferden:

Jetzt wird es Zeit das erste Jahr mit den beiden süßen Schnuffis Revue passieren zu lassen. 🙂

Die Ziele der Mischbeweidung mit Rindern sind Weidepflege und Weidehygiene. Durch das Abzupfen mit der Zunge können Rinder die Vegetation nicht so tief verbeissen und selektiv fressen wie Pferde. Eine reine Pferdebeweidung, also ohne andere Pflegemaßnahmen wie beispielsweise eine Mahd führt auf Dauer zur Ausbreitung von „Problempflanzen“ wie Sauerampfer einerseits und einer Schädigung der Grasnarbe andererseits. Durch die Mischbeweidung soll die Weide gleichmäßiger abgefressen werden.

Frassverhalten der Rinder = Abzupfen der Gräser mit der Zunge

Und die Rinder fressen die sogenannten „Geilstellen“ an den Dunghaufen der Pferde ab, an denen die Larven beispielsweise der Magen-Darm-Strongyliden darauf warten von den Pferden abgeweidet zu werden. Wenn sie jedoch im Rindermagen landen, können sich die Magen-Darm-Parasiten der Pferde im falschen Wirt nicht weiterentwickeln. Und auch umgekehrt können die Pferde die Geilstellen der Rinder abweiden und der Parasitendruck auf der Weidefläche nimmt insgesamt ab.

Aber wenn ihr jetzt lesen wollt, ob sich die beschriebenen Effekte schon eingestellt haben, muss ich Euch leider enttäuschen. Ich kann dazu noch keine Aussagen treffen, dafür ist ein Jahr einfach zu kurz. Aber ich kann Euch versichern, dass Finola und Lenia ein absoluter Gewinn für die Artenvielfalt, die Herde, den Hof und vor allem für die Seele sind. Wann immer man sie sieht, geht einem das Herz auf und man hat stets eine nette Gesellschaft bei der Zaunkontrolle, beim Zäune freischneiden oder Giftpflanzen rupfen. Ich hätte auch nie gedacht, dass sie viel neugieriger als Pferde sind und sich immer anschauen wollen, was der komische Zweibeiner da treibt. Es ist auch einfach herzig, wenn die zwei über die Weide flitzen, spielen, miteinander rangeln, Kontakt zu den Pferden aufnehmen, im Stroh lümmeln und dabei wiederkeuen.

Und wie schon beschrieben haben in punkto Artenvielfalt vor allem die Dungkäfer profitiert. Es sind neue Arten dazugekommen und die reine Menge beispielsweise an Wasserkäfern oder der Gelben Dungfliege sind widerum Nahrungsgrundlage für Vögel, Fledermäuse, Reptilien etc.

Die Rinder haben auch durchaus an der Kanada-Goldrute geknabbert, aber dafür sind es wohl doch zu wenig Kühe für zu viel Fläche und begleitende Maßnahmen wie die Schafbeweidung im Sommer und das partielle Mulchen werden weiterhin notwendig sein, um diesen invasiven Neophyten einzudämmen.

Ein großer Vorteil ist, dass die Rinder die Bäume nicht schälen und auch im Winter auf Weiden unterwegs sein können, die für die Pferde wegen dem Baumbestand tabu sind. Auf diese Weise können sie hier und da noch mal an der überständigen Vegetation knabbern. Sie sind zwar schon ganz schön gewachsen, aber passen gerade noch so unter der oberen Litze durch, so dass sie mehr Fläche zur Verfügung haben als die Pferde. Zum Glück lassen sich die Pferde von einer Litze aufhalten.

Die Körpergröße der Kühe ist einerseits ein Vorteil, aber andererseits auch eine Herausforderung, vor allem jetzt im Winter. Beispielsweise können sie nicht aus der Heuraufe der Pferde fressen, wenn das Heu zu weit runter gefressen ist und brauchen ihre eigene Raufe. Und die frostfreie Tränke ist für die Kühe leider zu hoch angebaut, so dass sie auch ihre eigenen Wasserbottiche brauchen. Und bei Minusgraden frieren die Mörtelwannen schnell zu. Das heißt, Heu und Wasser auffüllen für die Kühe sind zusätzliche Arbeiten, die aber aus meiner Sicht schnell erledigt sind.

Insgesamt sind Finola und Lenia nicht mehr wegzudenken, sie gehören einfach dazu und ich möchte sie nicht mehr missen. 🙂

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